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Geschichte

Grundriss Hünenburg
Grundriss Hünenburg

Bei der Hünenburg zu Stöttinghausen handelt es sich vermutlich um eine Schutzburg entlang des hier vorbeiführenden „Folcweges“ zwischen Weser und Hunte, die in den Jahren 500 bis 900 nach Chr. erbaut wurde. „Folcwege“ waren Handelswege, die es im Norddeutschen Raum bereits vor 3000 Jahren gegeben haben soll. Die Hünenburg ist ein ca. 3 m hoher und am Fuß ca 15 m breiter, rund angelegter Erdwall. Dieser Erdwall wurde aus Gras- und Heideplaggen aufgeschichtet, zur Versteifung wurden Querhölzer verwendet. An der Außenseite wurde der Erdwall durch einen 3,50 m breiten und 1,50 m tiefen Graben geschützt. Im Eingangsbereich befand sich ein hölzernes Torhaus.

Vermutlich handelt es sich hier um eine der Schutzburgen, die Heinrich I., der von 875 bis 936 lebte, erreichten ließ zum Schutz der umliegenden Bevölkerung und der Handelsreisenden vor den heranstürmenden Ungarn, die seinerzeit mit ihren Raubzügen bis nach Bremen vordrangen.

Nach anderer Auffassung handelt es sich um einen sog. „sächsischen Rundwall“, von denen Karl der Große, der von 742 bis 814 lebte, einige Rundlinge errichten ließ zum Schutze sächsischer Grafen und Königsbauern. Solcher Art Wallanlagen wurden entweder in der Nähe von Flussläufen oder auf von Moor umgebenen Halbinseln angelegt, so dass man diese Anlage nur von einer Seite verteidigen musste. Diese strategisch günstige Lage entspricht der Lage der Hünenburg bei Stöttinghausen.

Wie die Hünenburg zu ihrem jetzigen Namen kam, ist nicht eindeutig zu ermitteln. In der Literatur findet man die Bezeichnung „Hünenschanze“, es könnte sich jedoch auch der Begriff „Heinrichsburg“ später im Volksmund zu „Hünenburg“ umgewandelt haben. Mit der Bezeichnung „Hüne“ ist auch heute noch ein großer, kräftiger Mann gemeint. Vielleicht war damals damit auch ein mächtiger Herrscher gemeint. Zu dieser Auffassung passt auch die Sage vom Riesen, der in der Hünenburg zum Leidwesen tributpflichtiger Bauern gehaust haben soll. So erzählen es sich jedenfalls die Bewohner der umliegenden Ortschaften, die dieses von ihren Vorfahren überliefert bekamen.

Bei Ausgrabungen im Jahre 1932, die unter die Leitung des Direktors vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz, Dr. Sprockhoff durchgeführt wurde, fand man Reste von Gebäude, die in der Hünenburg standen. Es fehlten jedoch Rest von Fußböden und Herdstellen, die nicht auf eine dauerhafte Behausung schließen lassen. Waffen oder anderes Kriegsmaterial wurden ebenfalls nicht gefunden, so dass man daraus schließen kann, dass die Hünenburg kein Ort kriegerischer Auseinandersetzungen war und friedlich verlassen wurde.

In der damaligen Zeit war es durchaus üblich, eine Siedlungsstätte wegen Unwägbarkeiten oder Krankheiten zu verlassen und sich irgendwo anders neu anzusiedeln. Genauso wurde vielleicht nach Jahrzehnten (-hunderten) auch der Ort der Hünenburg wieder neu besiedelt.

Das belegen auch Funde, die bei den Ausgrabungen im Jahre 1932 gefunden wurden. Es handelt sich hierbei um eisenzeitliche Keramik (Eisenzeit = ca. 800 bis 500 vor Chr.). Diese eisenzeitliche Keramik dokumentiert eine ältere Belegung dieses Ortes, zeitlich weit vor dem Bau der Burganlage, die ja in die Zeit 500 bis 800 nach Chr. fällt.

In der Eisenzeit bildeten sich u. a. die Germanenstämme heraus, so dass anzunehmen ist, dass dieser Ort von den Germanen als sog. „Thingstätte“ genutzt wurde.
Der Ortsname „Stöttinghausen“ ließe sich danach vielleicht angewandelt als „Stätte des Things“ deuten.

Auch die Herkunft der Bezeichnung „Twistringen“ lässt sich von der Hünenburg, die ja auch als Ringwall bezeichnet wird, ableiten. In Arkeburg, nahe Goldenstedt, gibt es ebenfalls Rest einer Ringwallanlage, so dass sich der Name der Stadt Twistringen ableiten lässt von „zwischen den Ringen“.

Wir vom Heimatverein schließen uns abschließend den Worten des ehemaligen Grundschullehrers Arnold Wolf an:
„Bei dieser Vielfalt der Meinungen dürfte sich das Dunkel der Vergangenheit kaum gänzlich aufhellen lassen. Wesentlich für uns kann nur bleiben, die Hünenburg als frühgeschichtliches Kulturdenkmal unserer Heimat zu schützen und unseren Nachkommen zu erhalten.“

Diese und weitere Informationen können Sie nachlesen in:
„Twistringen – Eine Heimatkunde“ 1986 (Otto Bach/Friedrich Kratzsch)
„Deutsche Burgen“ von Werner Meyer, Verlag Weidlich, Frankfurt 3. Auflage 1977

© Renate und Manfred Feldmann